Wer das Wort Logistik hört, dürfte zunächst an moderne Fulfillment-Dienstleister denken, die ein ausgereiftes Rundumkonzept anbieten, das von Lagerhaltung und Kommissionierung über Konfektionierung bis hin zum Retourenmanagement oder sogar Copacking sämtliche Dienstleistungen beinhaltet. Mit diesem Fulfillment assoziieren wir große, helle Lagerräume, modernste Geräte und technisch hochentwickelte Produktionsanlagen. Nicht verwunderlich also, dass wir das Entstehen der Logistik intuitiv in den Anfänge des 20. Jahrhunderts verorten. Tatsächlich beginnt die Geschichte der Logistik aber schon sehr viel früher – rund 5000 Jahre früher.

Die Anfänge der Logistik – Vom Pyramidenbau bis zur Entstehung des europäischen Postbetriebs

Die ersten heute noch nachvollziehbaren Anfänge der Logistik finden sich etwa 2700 vor Christus. In Ägypten wird gerade die weltberühmte Cheopspyramide errichtet, die die nächsten 5000 Jahre beeindruckend unbeschadet überstehen soll. Um die 6 Millionen Tonnen schwere und 146 Meter hohe Pyramide bauen zu können, waren Organisationsstrukturen möglich, die modernen Prozessen in nichts nachstanden. Noch heute ist nicht restlos geklärt wie die alten Ägypter die logistische Meisterleistung des Beschaffens, Transportes und Hebens der tonnenschweren, zum Pyramidenbau notwendigen, Steine verbringen konnten.

In den folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden stand die Weiterentwicklung vor allem im Zeichen des Militärs. Wer funktionierende Versorgungssysteme für Heerlager aufbauen und die damit verbundenen logistischen Aufgaben zu lösen vermochte, konnte sich im Krieg einen entscheidenden Vorteil sichern. Nicht verwunderlich also, dass entscheidende Impulse für die Logistik vom Militär ausgingen. So etwa die Verbesserung von griechischen Ruderschiffen um 300 vor Christus, welche sowohl zu militärischen Zwecken als auch zum Handel eingesetzt werden konnten.

Im Mittelalter kam es zu einer erneuten Blütezeit der Logistik. Zu verdanken ist diese in erster Linie dem Kathedralen und Moscheen-Bau, der eine ausgereifte Beschaffungs- und Transportlogistik voraussetzte – immerhin mussten zum Bau begehrte Rohstoffe und Materialien von zum Teil weit entfernten Ländern importiert werden. Um etwa 1200 nach Christus sorgten die Entstehung der Hanseaten und das damit verbundene Aufblühen des Handels für eine immense Weiterentwicklung logistischer Strukturen. Zum Ende des Mittelalters hin erreichte die Logistik schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt in der Etablierung eines funktionierenden historischen Postwesens.

Die moderne Logistik von 1800 bis heute

Ein Quantensprung in der Logistik, der wichtige Impulse zu unseren heutigen logistischen Prozessen lieferte und zur fortschreitenden Globalisierung beitrug, war die Erfindung der Dampfmaschine sowie die zunehmende Produktion von Fahrzeugen – namentlich der Eisenbahn. Dank dieser wurden der Logistik auf einen Schlag zahlreiche neue Perspektiven eröffnet.

Im 20. Jahrhundert war es wieder mal das Militär, das im Laufe der beiden Weltkriege die Logistik enorm verfeinerte und bedeutende neue Konzepte entwickelte, die nach dem Krieg auch von der Wirtschaft übernommen werden konnten. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts verdankt ihre logistischen Fortschritte in erster Linie der Erfindung des Seecontainers, der die Globalisierung enorm vorantrieb sowie der zunehmenden Verbreitung von „Just-in-time“-Logistikkonzepten, die neue Maßstäbe in Sachen Effizienz setzten.

All diese Entwicklungen ermöglichten die Entstehung unseres modernen Supply Chain Managements, das sämtliche Schlüsselprozesse von Lagerhaltung über Kommissionierung und Konfektionierung bis hin zum Retourenmanagement und Copacking beinhaltet.