Qualitätsmanagement wird in der Logistik immer wichtiger. Weil sich der Wettbewerb verschärft und der Kostendruck seit Jahren steigt, können sich Betriebe fehlerhafte Lieferungen nicht mehr erlauben. In Viernheim hat ein Konfektionierungs-Profi ein Null-Fehler-System entwickelt. Unter dem Spartennamen „Produkt Service“ konfektioniert eine Tochterfirma der Erdt-Gruppe Blutzuckermessgeräte für einen weltweit aktiven Medizingerätehersteller.

Täglich verlassen mehrere tausend Geräte-Kits die Lager des Viernheimer Familienunternehmens, um in der ganzen Welt Diabetiker zu versorgen. Enthalten sind in den Paketen etwa Messgeräte, Teststreifen, Beipackzettel, Stechhilfen, ein Etui und eine Verpackungsschachtel. „Hier darf beim Konfektionieren kein Fehler passieren“, sagt René Rewald, Qualitätsmanager der Erdt-Gruppe. Schließlich geht es um die Gesundheit der Empfänger. Mit Hilfe der Messgeräte dosieren die Zuckerkranken ihre Insulin-Einnahmen. Messen sie ihren Spiegel und dosieren sie ihn folglich falsch, kann das tödlich sein.

„Um zu 100 Prozent fehlerfrei zu arbeiten, haben wir ein zweistufiges Kommissionierungssystem entwickelt“, veranschaulicht Rewald. Besteht eine Bestellung des Kunden aus 10.000 Paketen, sortiert ein Mitarbeiter die jeweiligen Inhalte zusammen. Also: 10.000 Faltschachteln, 10.000 Messgeräte, 10.000 Lazetten etc. Hier findet die erste Kontrolle statt. Ein zweiter Mitarbeiter stellt aus diesen 10.000-er-Tranchen die georderten Einzelchargen zusammen. Beispielsweise 500 Pakte nach Italien, 2000 nach Mannheim etc. „Hierdurch schaffen wir ein Vier-Augen-Prinzip“, erklärt Rewald. Zusätzlich prüft der Kollege nochmals Seriennummern und Chargen. Damit nicht genug. Am Ende des Konfektionierungsprozesses findet eine abteilungsunabhängige Endkontrolle durch das Qualitätsmanagement statt. In Summe entsteht so ein fünfstufiger Prüfrhythmus.

„Mit diesem Prozess gelingt es, dass kein Paket einen Mangel hat“, bilanziert der Qualitätsmanager. Was im Übrigen auch der Auftraggeber so sieht. 2012 stellte der Konzern die Überprüfung bei Erdt durch eigene Kontrolleure ein. Bis dahin hatten diese monatlich 1000 Stichproben genommen – und nie Fehler gefunden. Allenfalls ging es um kosmetische Mängel, die Erdt nicht zu verantworten hatte.

Trotzdem unterliegt die Firmengruppe strengen Audits. Alleine in 2014 standen acht an: Vier Dokumentenaudits, zwei Dekra-Audits nach ISO 9001:2008 und der Medizinproduktenorm 13485. Hinzu kamen ein Vor-Audit eines externen Dienstleisters und zum Jahresende das Lieferanten-Audit des Kunden. „Bestanden wurden alle“, sagt Rewald, der noch einen anderen QM-Aspekt benennt. Die rund 300 Erdt-Mitarbeiter, die für „Produkt Service“ tätig sind, hätten das Qualitäts-Gen in sich. Was vielleicht flapsig klingt, nimmt man bei Erdt durchaus ernst. Denn der Mittelständler, der pro Jahr rund 40 Millionen Euro umsetzt, legt besonderes Augenmerk auf die Personalauswahl.

„Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter neue Kollegen suchen und uns empfehlen“, sagt Rewald. Sie sollen gezielt Freunde und Verwandte ansprechen, von denen sie überzeugt sind, dass sie zum Unternehmen passen. „Das kommunizieren wir auch so“, verdeutlicht der QM-Mann. Dieses Vorgehen habe sich in den zurückliegenden 25 Jahren bewährt, etliche Kollegen kennen einander privat. Der Begriff Familienunternehmen beinhaltet demnach nicht nur den Eigentümer und Namensgeber der Firmen-Gruppe.