Mit einem jährlichen Umsatz von 220 Milliarden Euro nimmt die Logistikbranche in Deutschland eine herausragende Stellung im internationalen Vergleich ein. Nur wenige andere hochindustrialisierte Länder mit einer entsprechend gut ausgebauten Infrastruktur können in diesem Bereich mit Deutschland konkurrieren. Die zahlreichen in Deutschland beheimateten Fulfillment- und Logsitikunternehmen leisten sogar eine so gute Arbeit, dass sie weltweit einen herausragenden Ruf genießen. Doch wie sieht es eigentlich mit den logistischen Strukturen in anderen Ländern aus, die etwa mit einer wesentlich schlechter ausgebauten Infrastruktur auskommen müssen oder sich besonderen geographischen Schwierigkeiten gegenüber gestellt sehen?

Logistik abseits der 24-Stunden-Lieferung

In hochindustrialisierte Staaten wie Japan oder den USA – dem Mutterland der modernen Logistik – hat die Logistik tendenziell eine ähnlich große Rolle wie in Deutschland, sodass auch Bereiche wie Kommissionierung, Copacking und Konfektionierung entsprechend gut ausgebaut und organisiert sind. Aber auch in modernen Industriestaaten ist eine Paketlieferung innerhalb von 24 Stunden an 7 Tagen der Woche teilweise alles andere als selbstverständlich.

Bestes Beispiel hierfür ist Australien. So hat die Logistik in dem dünn besiedelten Land einerseits mit den weiten Landflächen zu kämpfen, die es zu überwinden gilt. Andererseits sorgt auch die australische Mentalität – in Australien wird an den Wochenende vielerorts weder samstags noch sonntags gearbeitet – dafür, dass Lieferungen oft  wesentlich mehr Zeit als in Deutschland in Anspruch nehmen. Prinzipiell besitzt jedes Land gewisse Logistik-Eigenheiten. Das aufstrebende Schwellenland Brasilien zeichnet sich etwa durch hohe Logistikkosten aus, die durch eine unzureichend ausgebaute Infrastruktur und geographische Hindernisse bedingt wird. Das verhältnismäßig gut ausgebaute Straßennetz des Landes muss rund 60 Prozent des gesamten Transportvolumens aufnehmen. Mit ähnlichen Problemen hat das flächenmäßig riesige Russland zu kämpfen, wobei hier noch ein unzureichender Wettbewerb, undurchsichtige Logistikprozesse und ein prinzipiell niedriges Logistik-Know-how hinzukommen. Eine echte Logistik-Wüste stellt der größte Teil Afrikas dar. Selbst vergleichsweise reiche Länder mit einem ansehnlichen Wirtschaftswachstum wie Südafrika weisen erhebliche Defizite in der Infrastruktur auf. Tagelange Wartezeiten in den Häfen von Südafrika sind ein charakteristisches Problem des Landes.

Logistik im Reich der Mitte

Eine besondere Rolle kommt der Logistik in China zu. So hat sich China, bedingt durch seine Öffnung gegenüber dem Westen und einem gigantischen Wirtschaftswachstum, in den letzten Jahren zu dem in vielen Bereichen bedeutendsten Wirtschaftszentrum der Welt entwickelt. Dass hierbei ein entsprechender Ausbau der Logistik-Infrastruktur vonnöten war, ist naheliegend. Zwar liegt in China gerade in ländlicher geprägten Gebieten noch vieles im Argen (Lieferzeiten von mehreren Wochen sind keine Seltenheit), nicht zuletzt wegen den enormen geographischen Hindernissen, doch in dicht besiedelten Gebieten wie Hongkong oder Shanghai steht China Deutschland in nichts nach. Aktuell schickt sich das Reich der Mitte sogar an den größten europäischen Logistikmarkt Deutschland zu übertreffen. Experten rechnen damit, dass China in den nächsten 5 Jahren zumindest im Bereich Kurier-, Express- und Paket-Dienste an Deutschland vorbeigezogen sein dürfte.